Essen mit gutem Gefühl – Vom Emotionalen Essen zum Intuitiven Essen
Der Frühling ist mit seiner ganzen Fülle da. Es ist so schön.
Letztens sprach mich eine junge Frau an, wie sie denn bis zum Sommer eine Bikini Figur mit Yoga erreichen könnte. Da bin ich leider nicht die richtige Ansprechperson 🙂 (Das Gespräch ging dann in eine andere Richtung. Da haben wir dann weiter geschaut, was denn hinter der Frage steckt).
Aber zurück….Jetzt habe ich das Glück einen guten Stoffwechsel zu haben und deshalb brauchte ich mich mit dem Thema nie auseinanderzusetzen. Abnehmen, meine ich. Bodyshaming funktioniert nämlich auch, wenn man immer hört, wie dünn man ist…oder wie schief die Nase ist, zu klein, zu dies, zu das.. (mal so nebenbei).
Was ich aber kenne, ist zu essen aus den falschen Gründen. Bei mir ist es Schokolade…hmm. Und bei dir?
Sag mal Sandra, du bist doch Yogalehrerin, darfst du das eigentlich? Ich sollte doch gaaaanz gesund leben, 40 Tage diese Kriya machen oder besser gleich 120 Tage oder doch noch 1000 Tage. Und definitiv keinen Zucker essen und keinen Kaffee trinken.
Ehrlich jetzt? Nobody’s perfect. Exzessives Yoga, das habe ich alles gemacht. Jahrelang. Mach ich jetzt nicht mehr.
Und ja, ich lebe gesund. Und ich meditiere täglich morgens und abends und ich mache natürlich auch Yoga fast täglich. Fast, weil ich mir auch Pausen erlaube und genau das Yoga mache, was ich brauche, ganz intuitiv, weil ich richtig Lust darauf habe. Und weil ich immer mehr Kleinigkeiten (ich nenne es Bewusstsein für meinen Körper und meinen Geist) in meinen Alltag integriert habe.
UND ich esse definitiv in Phasen zu viel Schokolade.
DIE Frage ist, belastet mich das? Fühle ich mich trotzdem vital? Möchte ich das ändern oder ist es okay?
UND die Mega wichtige Frage: Aus welchem Grund esse ich?
Und jetzt komme ich endlich zum Thema, über das ich heute schreiben möchte. Es geht um unterdrückte Emotionen, es geht um Intuition und ums Essen.
Kennst du es nicht aus Hunger zu essen, sondern weil es nicht anders geht, weil andere Alternativen überhaupt nicht denkbar sind? Weil der Drang so groß ist, dass dir alles andere egal ist?
Ich kenne das Thema aus meiner Praxis. Da geht es oft um Essstörungen. Weil das ein verdammt ernstes Thema ist, muss ich eine kleine Kurve nehmen und kurz ausholen. Um diesen Namen (Störung) zu tragen, muss es bestimmte Kriterien erfüllen. z.B. bei einer Bulimie (Bulimia nervosa F50.2) eine andauernde Beschäftigung mit Essen, dickmachende Effekte durch Nahrung entgegensteuern (Sport, Abführmittel, Erbrechen etc.), krankhafte Furcht zuzunehmen, evtl. Selbstwahrnehmungsstörung. Oft geht auch eine Anorexia (Magersucht) im Vorfeld einher.
Du siehst an diesem Beispiel, um den Namen ‚Störung‘ zu tragen, bedarf es einer definierten Symptomatik nach ICD- 10 (aktuell ICD-12). Störungen haben Krankheitswert, können in diesm Fall lebensgefährlich sein und sollten in jedem Fall ärztlich diagnostiziert und behandelt werden. Solltest du dich dort wiederfinden, kläre das unbedingt ab.
Wovon ich dir hier erzählen möchte, ist die Symptomatik aus den falschen Gründen zu essen. Vielleicht hast du schon einmal von dem Begriff ‚Emotionales Essen‘ gehört ? Hier eine kurze Erklärung:
Emotionales Essen bezieht sich auf das Phänomen, zu essen, NICHT aufgrund von körperlichem Hunger, sondern aufgrund von emotionalen Bedürfnissen, wie z.B. Stress, Langeweile, Traurigkeit oder Einsamkeit.
Statt hungrig zu sein, isst du, um dich zu beruhigen oder um dich besser zu fühlen. Dies kann zu einem ungesunden Essverhalten führen, wie übermäßigem Essen oder dem Verzehr von ungesunden Lebensmitteln als Bewältigungsmechanismus für emotionale Belastungen.
Deine Gefühle NICHT zu spüren, kann niemals die Lösung sein. Denn deine Gefühle zeigen dir deine Bedürfnisse und wenn du sie nicht kennst, kannst du sie nicht erfüllen.
Spüre dich, fühle, nimm dich wahr, ernst , würdige dich. Erkenne dich an…. immer mehr.
Der Weg vom emotionalem Essen zum intuitiven Essen ist gehbar.
In dem Satz liest du es schon. Es geht darum, deine Intuition zu entwickeln, also in der Lage zu sein, dich zu spüren, deine Bedürfnisse wahrzunehmen und intuitiv, also ohne darüber nachzudenken, die richtige Entscheidung zu treffen für dein Wohl.
Auf das Essen bezogen, also zu essen, weil ich Hunger habe oder/und weil Essen mich versorgt. Nicht nur für meinen gesundheitlichen Erhalt meines Körpers, sondern auch weil es mir schmeckt.
Höre ich da ein ABER? Aber Schokolade schmeckt mir auch und Hunger stillt es auch.
Ja, das stimmt und es darf auch sein. Es darf halt nicht NUR sein und nicht maßlos und vor allem nicht aus den falschen Gründen. Denn wenn du isst (was auch immer) weil du damit deine Traurigkeit weg machen möchtest, deine Angst beruhigen möchtest, deine Wut unterdrücken möchtest…. Also DICH nicht spüren möchtest, keine negativen Emotionen spüren möchtest…
… Dann ist es nicht mehr gut, dann schadet es dir. Dann unterdrückst du deine eigentlichen Bedürfnisse und kannst diese nicht mehr erfüllen. Z.B. bei der Angst, dein Bedürfnis Sicherheit zu schaffen, bei der Wut in die gesunde Aktion (Aggression= Agredi=voranschreiten) in die Bewegung zu kommen, bei der Trauer zu weinen, zu würdigen, dich zu trösten.
Wenn Essen also zum Werkzeug wird, um deine Emotionen zu betäuben und zu unterdrücken, dann tut es dir nicht gut. Dann erfährst du keine Vitalität durch Essen.
Was kannst du tun, wenn du das feststellst? Was kannst du tun, wenn du isst um dich nicht zu fühlen.
Lerne dich zu spüren in kleinen Schritten, achtsam und anerkennend. Es gibt immer einen Grund, warum du deine Emotionen NOCH nicht spüren kannst. Wahrscheinlich ist es ein Schutz, denn es ist erst einmal nicht angenehm, diese Emotionen zu spüren. Und sehr wahrscheinlich, war es irgendwann, oft in jungen Jahren, einmal überlebenswichtig für dich, dir diesen Schutz anzueignen. Also sei sanft zu dir, erkenne es an, dass es nicht leicht ist. Würdige deine Muster. Ja, sei sogar stolz auf deine unglaubliche Kreativität diesen Schutz entwickelt zu haben.
Und dann, erst im zweiten Schritt, suche nach neuen Wegen. Gib deinen Emotionen erst einmal ein wenig Raum, dann wenn es geht. Und dann ein bisschen mehr.
Und ERFAHRE, wie es sich anfühlt und mache positive Erfahrungen, befreiende Erfahrungen mit den vermeintlich negativen Emotionen.
Was sich befreiend und gut anfühlt, wirst du wiederholen wollen.
Und dein Gehirn kann neue Straßen bauen. Und dann kann es irgendwann selbstverständlich für dich werden.
Irgendwann brauchst du nicht mehr darüber nachzudenken und es geschieht von selbst, automatisch – intuitiv.
Hört sich das zu leicht an für dich? Zu schön, um wahr zu sein?
Das kann sein, es kann auch sein, dass dich das wütend macht, wenn hier jemand (ich) schreibt, dass du ja nur deine Gefühle spüren musst und dann ist alles gut. So ist es nicht.
Lass nicht den wichtigen Schritt aus, dich zu würdigen und anerkennen. In all dem, was bisher war, in all dem, was du durchgemacht hast, in all dem, was gerade zur Zeit los ist.Und wenn das zu viel allein ist, teile deine Gefühle. Sprich mit einem guten FreundIn oder suche dir ggf. therapeutische Hilfe.
Vieles können wir alleine. Doch wir müssen es nicht alleine. Du darfst teilen, du darfst von dir erzählen, du darfst dich wichtig nehmen.
Und es darf sein, dass es dir gut geht. Verdammt gut!
Herzensgrüße
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